In der Mischanlage auf der Kokerei des UNESCO-Welterbes Zollverein startet am 1. Juni die Ausstellung des NEW NOW Festivals, begleitet von immersiven Sound-Performances, einer Konferenz und Veranstaltungen in der Metropolregion Rhein-Ruhr. Unter dem Titel „Hypernatural Forces“ widmet sich das Festival in seiner zweiten Ausgabe den Kräften und Gegenkräften der Natur und des Digitalen, die unsere Gegenwart nachdrücklich prägen. „Mit der zweiten Edition von NEW NOW wollen wir Science-Fiction zurück auf Zollverein holen. Zollverein war ein Maschinentraum, die größte und modernste Zeche der Welt. Und diese Visionen wollen wir künstlerisch mit digitalen Technologien neu erforschen lassen. Wir bewegen uns zwischen Realität und Simulation, angetrieben von den Kräften des Orts selbst“, beschreibt Jasmin Grimm, Künstlerische Leitung, die thematischen Leitgedanken des Festivals.
Flora und Fauna von Künstlicher Intelligenz kreiert
Mit u. a. AATB, Eva Papamargariti und Haha Wang wurden sieben internationale Künstlerinnen und Künstler eingeladen, über einen Residenzzeitraum von sieben Monaten Arbeiten für die Ausstellung zu entwickeln. Der Künstler Daniel Franke untersucht KI-generierte Bildproduktion anhand von Bergbau-Motiven, während die türkisch-amerikanische Künstlerin Pınar Yoldaş sich mit dem „Kuschelhormon” Oxytocin in einer 3D-gedruckten Installation befasst. Die kanadische Künstlerin Sabrina Ratté lässt Landschaften entstehen, in denen elektronischer Schrott mit neuartigen Pflanzen verwächst. Das Künstler:innenduo Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten aus Dortmund realisiert seit 2016 multimediale bühnenhafte Installationen und Performances. „Wir befassen uns für NEW NOW mit dem Dreieck aus Natur, Mensch und Maschine. Wir fragen: Wie können Symbiosen zwischen uns Menschen, Natur und nicht-menschlichen Lebewesen und Organismen in der Zukunft aussehen?“, erklärt Jana Kerima Stolzer und ergänzt: „Auf dem Festival zeigen wir eine Oper in drei Akten, inspiriert von den Pionierpflanzen der Industrienatur, die über ihre Herkunft und ihre Schnittstellen zur Industrialisierung singen.“
Gratwanderung zwischen Realität und Simulation
Erstmals fand das Festival 2021 statt und begeisterte trotz strenger Pandemieauflagen etliche Besucherinnen und Besucher – etwa mit der solarbetriebenen Außeninstallation „Another Moon“, die über Zollverein einen zweiten Mond erstrahlen ließ. NEW NOW verspricht nun eine aufregende Fortsetzung. „Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen gespannt sein, was sie auf der Kokerei Zollverein erwartet. Sie werden zum Beispiel von einem Rudel interagierender Roboterhunde begrüßt. Auf der nächsten Ebene der Mischanlage darf sich das Publikum die Blüten des Künstler:innenduos Stolze & Rütten über den Kopf stülpen, um sich von einer Pflanzenoper verzaubern zu lassen. Eine Ameisenfarm in einer 3D-gedruckten Skulptur zeigt künstlerisch die Selbstorganisation von Ameisen. Die erste Ausgabe von NEW NOW lief zwei Wochen, jetzt ist die Ausstellung zwei Monate zu erleben. Wir freuen uns auf neugierige Besucherinnen und Besucher“, so Jasmin Grimm voller Vorfreude.