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Über Zollverein
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„Wir wollen noch digitaler werden“

Interview mit Prof. Dr. Hans-Peter Noll

Resümee und Ausblick

Im Dezember 2001 verkündet die UNESCO die Aufnahme von Zollverein in die Liste der Welterbestätten. Seither hat sich auf dem Standort sehr viel bewegt. Im Gespräch zieht Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein, ein Resümee der 20 Jahre und wagt einen Ausblick.

Herr Prof. Noll, 20 Jahre UNESCO-Welterbe, ziehen Sie für unsere Leserinnen und Leser zunächst bitte ein kurzes Resümee. Wie hat sich der Standort entwickelt?
Herr Prof. Noll: Aus meiner Sicht hat sich das UNESCO-Welterbe Zollverein fantastisch entwickelt und ist national wie international als Ikone der Industriekultur ein Begriff. Seit der Kulturhauptstadt gilt Zollverein als Eiffelturm des Ruhrgebiets und ist das Symbol des Wandels. Aber es gab nicht nur gute Zeiten. Alle Themen der Transformation bilden sich hier ab und das beinhaltet auch Momente des Scheiterns. Manche Dinge haben deutlich länger gebraucht als geplant. 100 Hektar Fläche sind eben eine große Herausforderung. Insgesamt sehe ich die 20 Jahre mit großer Demut und ebenso mit Stolz.

Sie haben sehr viel Erfahrung mit der Entwicklung von ehemaligen Industriestandorten. Warum ist Zollverein einzigartig?
Herr Prof. Noll: Zollverein ist die Kirsche auf der Sahne auf der Cremetorte. Ohne diese Kirsche wäre diese Cremetorte nur eine Cremetorte. Was will ich damit sagen? Ich habe in meiner Laufbahn bei der RAG insgesamt 80 Standorte entwickelt. Zollverein ist in seiner Dimension, seinen Themen und Möglichkeiten einzigartig. Das Nutzungsspektrum von einem Denkmal und Museum über einen Bildungs- und Wirtschaftsstandort ist herausragend. Alle Fragestellungen eines Stadtteils der Zukunft wie Digitalisierung, Mobilität, Energiegewinnung etc. kommen hier auf dem Standort zusammen.

Was war in der Entwicklung des Standortes aus Ihrer Sicht das Highlight? Was sticht heraus?
Herr Prof. Noll: Das lässt sich nicht so einfach beantworten, sondern erfordert verschiedene Sichtweisen. Aus Sicht der Geschichte des Standortes ist sicherlich die Gründung der Stiftung Zollverein ein wesentlicher Meilenstein. Die Stiftung bildet die Grundlage der Entwicklung des Standortes. Als Gast war 2010 die Eröffnungsfeier der Kulturhauptstadt RUHR.2010 das Highlight. Als Mitwirkender sticht für mich der Bau der Hauptverwaltung der RAG heraus. Es ist das erste Gebäude in Deutschland, das nach dem Prinzip Cradle to Cradle im Sinne der Nachhaltigkeit erbaut wurde. Und als Stiftungsvorstand ist das neue Schaudepot ein ganz besonderes Highlight und in Deutschland in dieser Form einzigartig.

Trotz dieser vielen Besonderheiten hat die Corona-Pandemie auch auf Zollverein zu einem Besucherrückgang geführt. Wie kann es gelingen, das bisherige Niveau wieder zu erreichen?
Herr Prof. Noll: Harte Arbeit und gute Angebote! Es wird sehr schwer, die Zahl von 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher wieder zu erreichen. Das sehen wir ganz realistisch. Die Menschen sind viel vorsichtiger und zurückhaltender geworden, andererseits dürsten sie nach Abwechslung. Der Arschbomben-Contest am Werksschwimmbad war zuletzt sehr gut besucht, die Führungen sind ausgebucht. Hier findet viel draußen statt. Zudem sind unsere Angebote für Besucherinnen und Besucher, insbesondere für Familien viel digitaler geworden. Unsere Aufgabe ist es, weitere Angebote zu entwickeln und die Menschen immer wieder für den Standort Zollverein zu begeistern.

Wagen wir einen Ausblick: Welche Meilensteine liegen noch vor uns? Welche weiteren Pläne haben Sie?
Herr Prof. Noll: Aktuell ist der neue Denkmalpfad Kokerei der nächste Meilenstein in der Entwicklung des UNESCO-Welterbes. Wir sind sehr stolz, dass die Finanzierung steht, die erste Station eröffnet ist. Weitere neun Stationen werden folgen. In der Kombination von Digitalem und Erlebbarem ist dieses Angebot weltweit einmalig. Im nächsten Jahr werden wir in Kooperation mit dem WDR virtuelle Grubenfahrten anbieten. Wir bekommen sehr viele Anfragen von Menschen, die (noch) einmal unter Tage fahren mochten. Mit dieser VR-Lösung machen wir auch dies erlebbar. Und das ist dann ein weiterer Schritt auf dem Weg, noch digitaler zu werden. Zollverein steht als Zukunftsstandort für Innovation – gestern wie heute.

Das Interview führte Guido Schweiß-Gerwin.