Zwischen Koksofenbatterien und Schornsteinen können Besucherinnen und Besucher in lauen Sommernächten Fledermäuse wie den Großen Abendsegler beobachten. An genau dieser Stelle laufen die letzten Vorbereitungen für die Eisbahn auf Hochtouren, doch die nächtlichen Jäger kriegen vom Sportvergnügen auf der Kokerei nicht viel mit. Sie haben sich längst in ihre Winterquartiere zurückgezogen. Eng aneinander gepresst überdauern sie die kalten Monate in nahgelegenen Stollen, Höhlen und Bunkern. Normalerweise schlagen ihre Herzen rund 600 Mal in der Minute – um Energie zu sparen, senken sie die Frequenz im Winter auf gerade einmal zehn Schläge.
Auch die vielen Insekten, die ihnen im Sommer als Futter dienen, haben sich versteckt. Nur sechs der 23 Tagfalterarten, die auf dem Welterbe zuhause sind, überwintern als ausgewachsener Schmetterling. Zu ihnen zählen der Zitronenfalter, das Tagpfauenauge und der Admiral. Die meisten ihrer Artgenossen verbringen den Winter als Raupe oder Puppe. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Wildbienen: In der Insektennisthilfe des NABUs, in hohlen Pflanzenstängeln und in Gängen unter der Erde schlummert der Nachwuchs der fleißigen Insekten noch mehrere Monate und kommt erst zum Vorschein, wenn die Temperaturen steigen und die ersten Blumen Nektar bereithält.
Viele der rund 60 Vogelarten, die auf dem Welterbe vorkommen, haben sich deswegen längst in wärmere Gefilde aufgemacht, wo sie auch im Winter genügend Nahrung finden. Der Hausrotschwanz, der einen Großteil des Jahres auf Zollverein zuhause ist, verbringt die Wintermonate in afrikanischen Savannen nördlich der Sahara und kehrt erst im Frühjahr nach Essen zurück. Bestens vorbereitet für die kalten Temperaturen dagegen ist der Eichelhäher: Im Zollverein-Park, zwischen Kunstskulpturen, Soccer-Golf-Toren und alten Bahngleisen, hat er sich einen Nahrungsvorrat angelegt. Die versteckten Eicheln und Nüsse aus dem Herbst gräbt er in den kalten Monaten wieder aus – wenn ihm nicht gerade ein Eichhörnchen, das aus seiner Winterruhe aufgewacht ist, zuvorkommt.
Zwischen Totholz und buntem Laub auf der Halde, hat es sich der Igel gemütlich gemacht. Gut versteckt vor neugierigen Blicken schläft er von November bis März tief und fest. Deutlich aktiver sind Zeitgenossen wie Fuchs, Steinmarder, Rötelmaus und Wildkaninchen: Besonders in der Dämmerung kann man sie zwischen Zeche und Kokerei bei der Nahrungssuche beobachten. Ausgestattet mit dichtem Fell und kleinen Fettpolstern können diesen Welterbebewohnern auch Schnee und Eis nichts anhaben.
Alle anderen warten auf die ersten warmen Sonnenstrahlen.
Titelbild: Buchfink im Winter. Credit: Stefan Fabritz / Wildes Ruhrgebiet