Doch auch dieser Ort auf dem Welterbe birgt Leben in sich: Moose und Flechten, die Wasser nicht über Wurzeln, sondern ihre gesamte Oberfläche aufnehmen, und sogar austrocknen können, ohne abzusterben, sind die ersten Pioniere, die auf dem kargen Untergrund Fuß fassen. Schrittweise verändern sich die Flächen: Es folgen einjährige Kräuter, größere mehrjährige Stauden bis hin zu Gebüsch und Industriewald. Die Natur ist stets in Bewegung, diesen Prozess nennt man Sukzession.
Um mit den extremen Bedingungen und den steigenden Temperaturen umzugehen, haben einige Pflanzen auf dem Welterbe erstaunliche Anpassungsstrategien entwickelt. Der sogenannte Kompasslattich richtet seine Blätter in Nord-Süd-Richtung aus – und zwar so, dass die großflächige Seite des Blattes dem weniger intensiven Sonnenlicht des Vor- und Nachmittags ausgesetzt ist. Steht die Sonne mittags hoch am Himmel recken sich ihr nur die Blattkanten entgegen – ein idealer Verdunstungsschutz, um auch in trockenen Lagen mit hoher Sonneneinstrahlung zu überleben.
Andere Pflanzen haben feine Härchen an Blättern oder Stängel, so wie der Natternkopf. Diese behaarten Teile der Pflanze schützen sowohl vor starken Sonnenstrahlen als auch vor einer schnellen Verdunstung. Trockenheitsspezialisten, wie die Fetthenne, können in ihren dickfleischigen Blättern extrem viel Wasser speichern und überstehen so auch länger andauernde Hitzeperioden ohne große Probleme.
Zu den wahren Pionieren im Tierreich zählt die blauflügelige Ödlandschrecke, die durch ihre graubraune Färbung beinahe vollständig mit ihrem Untergrund verschmilzt und für ihre Fressfeinde nahezu unsichtbar ist. Trockenheit und hohe Temperaturen machen der Ödlandschrecke nur wenig aus. Lange galt sie in NRW als ausgestorben, bis sie neue Lebensräume auf den Industriebrachen im Ruhrgebiet fand. Nur im Flug offenbart sie ihre auffälligen schillernd blauen Flügel.