Essen. Die „Untertagewelt“ ist ein eindrucksvolles, neues Angebot auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein. Während die sichtbare, historische Tagesanlage jedes Jahr mehr als 160.000 Besucherinnen und Besucher nach Essen lockt, widmet sich dieses Format der Welt unter Tage. Im ehemaligen Bergebunker unweit des bekannten Doppelbocks erleben Gäste in insgesamt sechs inszenierten Räumen die schwere Arbeit der Bergleute im sogenannten Grubenbetrieb – mit Medienstationen, Filmmaterial sowie originalen Objekten und Geräuschen. Ab Montag, 25. März 2024, können Interessierte die Untertagewelt in einer Führung kennenlernen.
Die anschauliche Entdeckungseise in die Untertagewelt beginnt thematisch mit der ersten Schachtabteufung im Jahr 1847 und endet mit der Stilllegung der letzten deutschen Steinkohlenzeche 2018. Räumlich befindet sich die Ausstellung zu ebener Erde im Bergebunker auf Zollverein in sechs Räumen auf 250 qm. Über den Bergebunker verließ das in der Kohlenwäsche abgesonderte Bergematerial damals die Zeche. Nach einer allgemeinen Einführung in das Thema Bergbau untertage wird die historische Übersicht in der Untertagewelt anhand eines Zeitstrahls mit drei Ebenen geliefert. Die erste bildet technische Entwicklungen ab. Die zweite Ebene umfasst die sozialen Entwicklungen: den Bau der Arbeiterkolonien genauso wie die Einführung der 8-Stunden-Schicht. Die dritte Ebene zeigt historische Meilensteine, die Einfluss hatten auf die Arbeit unter Tage – wie die Eröffnung der Köln-Mindener-Eisenbahn, die März-Revolution und die Ausrufung der Weimarer Republik. Anschließend verdeutlicht eine raumfüllende Weltkarte Migrationsströme: Aus Bayern, Niedersachsen und Ostpreußen kamen Menschen ebenso nach Zollverein wie aus Portugal, Südkorea und der Türkei. Zusätzlich gibt es in der Untertagewelt zehn Stelen, die das Leben von zehn Menschen erzählen, die auf Zollverein unter Tage gearbeitet haben. Werkzeug, das eingesetzt wurde, um die Steinkohle abzubauen, sowie die Ausrüstung zum Schutz der Bergleute gibt es in einem weiteren Raum zu bestaunen: Sägen, Helme, Grubenlampen. Für das richtige Untertage-Feeling werden schließlich in zwei Räumen auf großer Leinwand bzw. auf Monitoren Filme gezeigt, die zum Beispiel eine untertägige Zugfahrt oder den Abbau der Kohle mit riesigen Hobeln begleiten.
„Mehr als 160.000 Gäste interessieren sich pro Jahr für die historischen Übertageanlagen des UNESCO-Welterbes Zollverein. Was die Wenigsten hingegen kennen dürften, ist der Arbeitsort von gut 90 Prozent der Bergleute auf Zollverein, die ihre Schicht unter Tage geleistet haben“, sagt Prof. Heinrich Theodor Grütter, Vorstandsmitglied der Stiftung Zollverein. „Diese ganz besondere Arbeitssituation unterhalb der Erdoberfläche mit all ihren Herausforderungen und Gefahren können unsere Besucherinnen und Besucher ab sofort hautnah erleben. In der Untertagewelt präsentieren wir deshalb nicht nur 140 Jahre Kohleabbau auf Zollverein, sondern würdigen zudem die Menschen, die tagtäglich zur Arbeit eingefahren sind.“
Peter Schrimpf, Vorstand der RAG Aktiengesellschaft und Vorsitzender des Stiftungsrates Stiftung Zollverein, begrüßt ebenfalls das innovative Format: „Mit der Neueröffnung schließt sich der Kreis. Die Arbeit unter Tage war früher hart und gefährlich. Erst später rückte der Mensch immer weiter in den Mittelpunkt. Dies alles zeigt die Ausstellung. Für uns Bergleute ist Zollverein aber mehr: Das Welterbe ist unsere berufliche Heimat. Auf der Kokerei hat die RAG seit 2018 ihren Sitz. Die Schächte von Zollverein sind weiterhin Bestandteil unseres Grubenwasserkonzeptes. Und so bleibt Zollverein das, was es seit Jahren ist: Eine Symbiose aus Denkmal, eine Erinnerungsstätte und eben auch Teil des aktiven Bergbaus. Das findet sich nur hier!“
Die RAG-Stiftung ist Hauptförderer der Untertagewelt des Denkmalpfads Zollverein. Das gesamte Videomaterial stammt von Jochen Balke. Realisiert haben die Ausstellung das Stuttgarter Büro Südstudio (Ausstellungsgestaltung) sowie die Firma Framegrabber-Medien aus Hamburg (Mediengestaltung). Die Untertagewelt wird am Sonntag, 24. März 2024, im Rahmen eines Festaktes offiziell eröffnet. Für Besucherinnen und Besucher ist sie im Rahmen der Führung „Grubenlicht und Wetterzug“ ab dem 25. März 2024 verfügbar.
Mehr Informationen zu der Führung gibt es unter folgendem Link: zollverein.de/untertagewelt
Saisoneröffnung 2024 auf Zollverein
Zeitgleich zum Festakt zur Untertagewelt feiert Zollverein seine Saisoneröffnung am Sonntag,
24. März 2024, zwischen 11 und 17 Uhr mit einem kostenfreien Kulturprogramm und zahlreichen Mitmachangeboten rund um den Doppelbock. Unter anderem das Ruhr Museum, der Denkmalpfad Zollverein, die Folkwang Universität der Künste, PACT Zollverein oder auch die Mitmachzeche wirken am Saisonstart mit. Eine Neuheit wartet im Rundeindicker der Kohlenwäsche: Um 15 Uhr wird dort die Schau „Alte Zeche – Junge Leute“ von Fotograf Norbert Enker im Rahmen der Ausstellungsreihe „Aktuelle Fotografie im Ruhrgebiet. Pixelprojekt auf Zollverein“ eröffnet.
Besonderes Highlight ist die Zollverein-Rollschuhbahn, die zwischen Samstag, 23. März, und Sonntag, 7. April 2024, auf das Welterbe zurückkehrt: Am Tag der Saisoneröffnung kommen hier vom Neuling bis zum Vollprofi bei kostenfreiem Eintritt alle ins Rollen. Lediglich die Gebühr für die Leihrollschuhe müssen Besucherinnen und Besucher parat halten.
Mehr Informationen zum Programm gibt es unter folgendem Link: zollverein.de/saisoneroeffnung