Wir verstehen uns als Gastgeber“, sagt Stephanie Polberg. „Ohne das Besucherzentrum Ruhr wäre der Besuch auf Zollverein nur halb so schön“, führt sie selbstbewusst weiter aus. Die ehemalige Buchhändlerin, die 2019 zum insgesamt 22köpfigen Team dazugestoßen ist, möchte mit ihrer Euphorie für den Standort die Besucherinnen und Besucher anstecken. „Den Doppelbock habe ich immer dabei“, erklärt sie stolz und zeigt auf das Wahrzeichen als Anhänger an ihrer Kette. Sie ist in Schonnebeck „um die Ecke“ zur Schule gegangen, freut sich jeden Tag aufs Neue auf die Arbeit.
Gäste aus aller Welt
Sieben Tage in der Woche sitzen immer drei oder vier aus dem Team abwechselnd am Counter auf der 24-Meter-Ebene der Kohlenwäsche und begrüßen freundlich die Besucherinnen und Besucher auf Zollverein. Martina Sehlke leitet seit Ende 2009 das Besucherzentrum, wo Tickets für die Angebote auf dem Welterbe verkauft und zudem alle Fragen sorgfältig beantwortet werden.
Das Feedback der Gäste ist Martina Sehlke enorm wichtig. Sie weist daher auf das Besucherbuch hin mit Eintragungen aus aller Welt. „Den koreanischen Eintrag hier haben wir mit einem Programm übersetzt“, sagt sie. Ein anderer Gast schreibt: „Es war ein tolles Erlebnis, selbst die Kinder waren begeistert. Vielen Dank.“ Damit wird deutlich: Das UNESCO-Welterbe hat auch viele Angebote für Familien. „Für den Ticketverkauf haben wir insgesamt 276 Kassenknöpfe. Ich bin immer wieder erstaunt, wie sich die Kolleginnen und Kollegen das merken können“, erzählt Martina Sehlke weiter. Bei der Vielfalt der Zollverein-Angebote ist für alle etwas dabei.
Schichtwechsel vor 15 Jahren
An den Tag der Eröffnung des Besucherzentrums vor 15 Jahren kann sie sich noch gut erinnern. „Unter dem Motto Schichtwechsel haben wir am Barbara-Tag das rote Band zerschnitten“, sagt Martina Sehlke. Noch heute stellt sie wie damals jedes Jahr frische Kirschzweige am 4. Dezember auf, am Tag der Schutzheiligen Barbara. „Das ist ein schöner Brauch der Bergleute. Wenn die Kirschzweige Weihnachten blühen, wird es ein glückliches Jahr.“ Für die größte Errungenschaft in den 15 Jahren hält Martina Sehlke die große digitale Infowall über dem Counter. „Hier können die Gäste das Tagesprogramm sehen und ob noch Plätze bei Führungen frei sind. Das ist ein guter Impuls, ins Beratungsgespräch zu kommen.“ Insgesamt ist im Besucherzentrum vieles digitaler geworden. Das Besucherzentrum Ruhr informiert aber nicht nur über die zahlreichen Angebote auf dem Welterbe, sondern ist ebenso das Tor zur Route Industriekultur, die in diesem Jahr das 25jährige Jubiläum feiert.
Hinter dem Counter per Fahrstuhl oder über ein paar Treppen erreichbar, wartet Gregor Kranz ein wenig höher auf der 35MeterEbene am Eingang zum Portal der Industriekultur. Mit einem herzlichen Glückauf begrüßt der ehemalige Bergmann die Gäste. „Schon mein Opa und mein Vater haben unter Tage gearbeitet“, sagt er stolz. Er hat aus gesundheitlichen Gründen nach über 20 Jahren den Dienst unter Tage quittieren müssen und 2010 auf Zollverein im Team des Besucherdienstes eine neue Heimat gefunden. „Ich freue mich, wenn ich den Gästen Fragen aus erster Hand beantworten kann, zum Beispiel, was ein Wetterschacht ist“, erzählt Gregor Kranz. Er steht auch beratend zur Seite, wenn Besucherinnen und Besucher Fragen zu den Inhalten der 18 großen Touchscreens haben, die via Scrollytelling die Entwicklung bis heute und das Serviceangebot in kurzer, knapper Form von ausgewählten Ankerpunkten der Route erzählen.
Neue digitale Angebote
Auch das Portal der Industriekultur ist über die Jahre digitaler geworden. Die Angebote haben sich mit den Bedürfnissen und Sehgewohnheiten der Gäste entsprechend weiterentwickelt, werden in Deutsch und Englisch offeriert. Neben den Touchscreens sind beispielsweise die Vitrinen mit QR-Codes versehen, über die Audio-Infos abgerufen werden können. Der neue 360 Grad Film „Rundum Ruhr“ läuft im Nebenraum alle halbe Stunde und im benachbarten Rundeindicker sind regelmäßig Fotoausstellungen zu betrachten. Eine Kinderecke ergänzt das Angebot. Möglich gemacht haben diese Angebote Fördermittel des Regionalverbands Ruhr, des Landschaftsverbands Rheinland und des NRW-Heimatministeriums.
Vom Portal geht es noch weiter auf das Dach der Kohlenwäsche. „Das Panorama ist besonders beliebt“, sagt Gregor Kranz. „Der Aufstieg lohnt sich. Und mobil eingeschränkte Menschen bringe ich persönlich hoch. Damit niemand den Ausblick verpasst.“ Menschen wie Stephanie Polberg, Gregor Kranz, Martina Sehlke und viele andere sorgen täglich dafür, dass sich Besucherinnen und Besucher auf dem UNESCO-Welterbe willkommen fühlen und immer wieder aufs Neue einStück Ruhrgebiet mit nach Hause nehmen.