Das erste Gemälde aus der Sammlung von Ludwig Schönefeld ist gut 100 Jahre alt. Die 1924 entstandene Hochofenansicht von Fritz Gärtner hat er aus Beständen der Frankfurter Hoechst AG erstanden. „1986 entdeckte ich das Bild im Keller eines Verwaltungsgebäudes. Ich war damals als Referent in der Öffentlichkeitsarbeit tätig“, erinnert sich der Sammler. Es war wahrscheinlich ein Geschenk von Gästen aus dem Ruhrgebiet. Ludwig Schönefeld durfte es in seinem Büro aufhängen und konnte es später mit weiteren Industriebildern erwerben. Verbindung von Kunst und Geschichte Aus dem ersten Kontakt mit der Industriemalerei entwickelte sich eine lebenslange Sammel- und Forschungstätigkeit. Ein im Jahr 1994 von Dr. Ernst Schmacke herausgegebenes Buch über Industriegemälde war ein weiterer wichtiger Impuls für die Entwicklung der Sammlung Schönefeld.
„Die Sammlung von Ludwig Schönefeld zählt mit über 1.500 Gemälden, Aquarellen und Grafiken zu den wichtigsten Zusammenstellungen dieser Kunstrichtung im Ruhrgebiet“, sagt Prof. Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums, nicht ohne Stolz. Mit der Ausstellung übergibt der aus dem Ruhrgebiet stammende Kommunikationsfachmann und Historiker die Sammlung vollständig in die Obhut des Ruhr Museums. „Das ist eine der größten Sammlungserweiterungen in der Geschichte des Ruhr Museums“, so Prof. Grütter weiter. „Sie reflektiert romantische, symbolische und ideologische Elemente in der Industriemalerei ebenso wie neue künstlerische Ausdrucksformen.“ Damit schaff t die Sammlung eine spannende Verbindung von Kunst und Geschichte und regt zur Reflexion über die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen der Industrialisierung an, die das Ruhrgebiet geprägt haben.
Dem Grundgedanken des Sammlers folgend, zeigt die Ausstellung Werke von ganz unterschiedlichen, manchmal auch anonym gebliebenen Künstlerinnen und Künstlern. Dabei unterstreicht sie deutlich, dass nicht allein der Name und der künstlerische Ruf über die Bedeutung eines Industriegemäldes für die Geschichte des Ruhrgebiets entscheiden.
Aufwändige Suche
Ludwig Schönefeld fand die Werke in privaten und institutionellen Sammlungen, auf Online-Plattformen und in Auktionshäusern. Viele Gemälde sicherte er zudem mit Hilfe von Freunden und Bekannten in letzter Minute, vielfach bei Haushaltsauflösungen oder weil die Gemälde von ihren Eigentümern nicht mehr geschätzt wurden: Sieben großformatige Bergbaubilder mit dem bislang nicht zugeordneten Namenszug Kremer fand er bereits angeschimmelt über ein Online-Inserat in einer Waschküche in Bad Salzuflen. Andere, historisch durchaus wertvolle Gemälde hingen vorübergehend in Flohmarkthallen, Speditionslagern oder in Werkstätten von Handwerksbetrieben. In solchen Fällen bemühte sich Ludwig Schönefeld umgehend um eine fachgerechte Reinigung und Restaurierung. Mit der Ausstellung auf Zollverein erfüllt sich für Ludwig Schönefeld ein lang gehegter Wunsch: die Sammlung dauerhaft zu sichern und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und: „Mir ist es wichtig, die Gemälde als Teil des kulturellen Erbes des Industriezeitalters zusammenhängend und damit auch unveräußerbar zu erhalten.