Herr Herbst, sind Sie Queen-Fan? Ich meine die Musikgruppe …
Ich weiß, worauf Sie anspielen: „Friends will be friends“. Nein, ich bin kein besonderer Queen-Fan. In jedem der Friends-Hotels gibt es eine eigene Hymne, beispielsweise als Melodie beim Telefon in der Warteschleife. In Köln etwa „Echte Fründe“ von den Höhnern. Hier in Essen wird es „That’s what friends are for“ von Dionne Warwick.
Woher stammt die Idee #hotelfriends?
Meine Frau Irene Bakker und ich kommen aus der 5-Sterne-Welt, haben als Berater Dutzende von Um- und Neubauten organisiert. Bei einer Beratungsanfrage aus Düsseldorf hieß es: „Wenn Sie alles so genau wissen, machen Sie es doch selbst.“ Gesagt, getan. 2002 haben wir das erste #hotelfriends in Düsseldorf aufgemacht. Eine Mitarbeiterin brachte mich auf den Namen, kommt von Gastfreundschaft. Wir haben es in Zimmerkategorien weiterentwickelt: small friends, good friends, best friends…
Wie haben Zollverein und Sie zusammengefunden?
Bei Zollverein habe ich das erste Mal an einer Ausschreibung teilgenommen und bin dabei über meinen Schatten gesprungen. Normalerweise möchte ich gefragt werden. Zollverein ist eine echte Liebeserklärung und daher sind wir sehr stolz, dass wir den Zuschlag bekommen haben. Die Region, das Arbeiten, die Menschen – hier ist alles von echter Freundschaft geprägt. Ein Wort ist ein Wort, Handschlag, klare Kante. Das gefällt mir.
Ihr Credo ist ‚Freunde gewinnen und behalten‘. Wie wollen Sie das auf Zollverein umsetzen?
Das Gewinnen ist bereits gelungen. Wir sind über 30 strategische Partnerschaften hier im Haus eingegangen, die sich über die einzelnen Themenzimmer erklären. Wir werden Partner wie Gäste als Freunde behalten, weil wir alle fair, offen und ehrlich behandeln. Das ist Teil unserer DNA als Gastgeber.
Budgethotel und individuelle Themenzimmer – wie geht das zusammen?
Ich habe den Begriff Budget-Hotel quasi erfunden und im Jahr 2000 für unser erstes Haus entwickelt. Unser Ziel war, Design zu einem bezahlbaren Preis zu bieten und damit anders zu sein. Darum geht es hier nicht. Also, was sind wir? Ein Boutique-Hotel? Ich weiß nicht. Doch! Wir sind ein Zuhause. Die Leute sollen hier schlafen, in unser Wohnzimmer kommen. Unsere Bar wird dabei einer der Kristallisationspunkte hier am Standort werden.
Welches Potenzial sehen Sie als Hotelmanager am Standort Zollverein?
Der große Anker ist das Tagungsgeschäft vor der historischen Industriekulisse. Auch das Geschäftsreisethema hat viel Potenzial. Der Weg von den Konzernen in der Innenstadt nach Katernberg ist nicht weit und hier am Standort kann man viel erleben. Zudem ist Zollverein eine der großen Eventlocations und wir sind der Übernachtungsplatz für diese Veranstaltungen. Darüber hinaus gibt es ja noch zahlreiche Touristen, die das Welterbe besuchen. Allerdings muss erst noch bekannt werden, dass man hier auch an zwei oder mehr Tagen etwas erleben kann und daher übernachten sollte. Bisher fühlen sich wohl eher die Tagestouristen angesprochen.
Zollverein wird von vielen hauptsächlich als Denkmal gesehen. Wie schätzen Sie den Standort ein? Was ist Zollverein für Sie? Ein Museum …
… nein, sicher kein Museum. Zollverein vermittelt für mich eine Aufbruchsstimmung in der Region, ist ein wesentlicher Teil des Wandlungsprozesses, ein Zukunftsstandort. Mehr Wandel als hier geht nicht.
Das Gespräch führte Guido Schweiß-Gerwin.