Ein Mann springt los, vier, fünf Meter groß, vom Kokskohlenbunker auf Zollverein, landet an der Wand von Halle 12. Das riesige Zechengebäude verschwindet in der Dunkelheit, wird filigran nachgezeichnet, dann zerfallen die Wände, schweben davon, und das Kulturhauptstadtjahr kehrt bildgewaltig zurück, eng geschnitten. Eine Reise durch das Ruhrgebiet, die „SchachtZeichen“ mit tanzenden gelben Ballons, das „Stillleben“ auf der A40 und der „Day of Song“ mit Zehntausenden Sängerinnen und Sängern… Das imposante Videomappig-Projekt „Alle Bilder sind noch da“ auf den Hallen und Bunkern des UNESCO-Welterbes verleiht der Erinnerung an RUHR.2010 neue Strahlkraft. Die Lichtinstallationen sind Teil der zweiwöchigen Jubiläumsfeierlichkeiten „Zehn nach Zehn“, zehn Jahre nach dem Kulturhauptstadtjahr.
Die großflächigen Projektionen, Licht- und Klanginstallationen hat Wolfram Lenssen mit seinem Team erschaffen. In den Inszenierungen geht es dem Lichtkünstler darum, mit seinen Bildern Geschichten zu erzählen. Ein sogenanntes Morphing-Tool ermöglicht es Lenssen, Inhalte aus bestehenden Bildern herauszulösen und neu in Szene zu setzen. „Wenn ich die Bilder, so wie sie sind, verwende, blicke ich zurück. Wenn ich aber die vorhandenen Bilder verändere und in andere Kontexte stelle, gebe ich ihnen eine neue aktuelle Deutung“, erklärt Lenssen, der seit rund 20 Jahren als Lichtkünstler in Europa tätig ist und auch bereits zahlreiche Projekte auf Zollverein inszenierte.
Auch an der Gleisharfe auf Schacht XII und auf dem Ehrenhof lässt er die Kulturhauptstadt strahlen: Unter dem Titel „Zollverein – Licht bei der Nacht“ wird der Industriewald durch eine Licht- und Klanginszenierung in Szene gesetzt, in der Architekturprojektion „Zitier-Bar“ direkt unter dem Doppelbock erleben die Betrachter facettenreiche Sichtweisen auf die Kulturmetropole Ruhr. Die Zitate wurden in den vergangenen Wochen unter den Menschen des Reviers gesammelt. Sie erzählen vom Spektakel, das vor zehn Jahren neue Entwicklungen und Netzwerke in der regionalen Kultur angestoßen hat, formulieren Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft der Metropole Ruhr.