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Über Zollverein
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Der Zechenförster

Industriewaldprojekt auf Zollverein

Wald auf dem Welterbe

Es ist ungewöhnlich still auf Zollverein. Das grüne Blätterdach scheint die meisten Geräusche, die von Zeche und Kokerei herüberdringen, einfach zu verschlucken. Die Ruhe in der Sommerhitze wird nur von dem Klopfen eines Spechts unterbrochen, der unter der Rinde nach Nahrung sucht. Mitten im Zechenwald steht Oliver Balke, den Kopf in den Nacken gelegt, und betrachtet die Baumkronen. „Ein Grünspecht“, sagt er und zeigt auf den Vogel, der gerade auffliegt, um an einem anderen Stamm sein Glück zu versuchen.

Hier, mitten in einem dichten Birkenwald aus sattgrünen Farben, verborgen im Skulpturenwald zwischen Zeche und Kokerei, ist Balkes Lieblingsplatz auf dem Welterbe. Ein Ort, an den sich sonst kaum ein Besucher verirrt. Oliver Balke aber kennt den Wald auf Zollverein so gut wie kaum ein anderer. Er ist Förster in fünfter Generation. Sein Vater war Stadtförster in Bochum, der Großvater Förster in Pommern. Den außergewöhnlichsten Förster-Job hat aber wohl Oliver Balke selbst: „Zechenförster“ wird er von den Kolleginnen und Kollegen genannt. Er ist der einzige Förster, der ausschließlich Industriebrachen betreut. Seit mehr als 25 Jahren ist der Leiter der Forststation Rheinelbe immer wieder auch auf dem Welterbe unterwegs. Er betreut das im Rahmen der IBA entstandene Projekt „Industriewald Ruhrgebiet“.

Fast ein Drittel der Fläche Zollvereins ist bewaldet. Eingreifen in die Entwicklung des Waldes braucht der Förster aber nur selten. Begleiten und Behüten lautet die Devise des Industriewald-Projektes. „Das Besondere auf diesen Flächen ist für mich, ihre Entwicklung zu beobachten. Jedes Jahr sieht es auch hier auf Zollverein ein bisschen anders aus. Die meiste Zeit über lassen wir der Natur freien Lauf, schauen, was sie selbst hervorbringt und wie schnell sie sich ehemalige Industriestandorte zurückerobert. Nur bei Gefahrenquellen müssen wir punktuell eingreifen“, berichtet Balke, der immer wieder auch Besuchergruppen über das Gelände führt.

Oliver Balke unterwegs auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein

Die Jagd zählt nicht zu seinen dienstlichen Aufgaben, Öffentlichkeitsarbeit dagegen schon. Der Zechenförster arbeitet besonders viel im Bereich der erlebnisorientierten Umweltbildung. Mit unzähligen Kindergärten, Schulklassen und Jugendgruppen war er in den vergangenen Jahren unterwegs. Nicht wenige Kinder haben gemeinsam mit ihm zum ersten Mal in ihrem Leben einen Wald betreten.

Gemeinsam mit seiner Hündin Ayka streift er zwischen Zeche und Kokerei über Trampelpfade und andere Wege, den Blick immer wachsam auf die Bäume und andere Pflanzen am Wegesrand gerichtet. Die Dürremonate in den vergangenen Sommern und auch die Hitze der letzten Tage haben ihre Spuren auf Zollverein hinterlassen. „Besonders die Erlen und Birken haben gelitten“, sagt Oliver Balke. „Andere Bäume, wie die Robinie, von der es auf Zollverein mehrere 120 Jahre alte Exemplare gibt, scheinen nicht so schlimm betroffen zu sein. Auch einige Blühpflanzen, hauptsächlich Pionierarten, die zum Teil aus anderen Ländern stammen, kommen gut mit der Hitze zurecht. Besonders auf der Gleisharfe findet man viele von ihnen.“

Wie sich der Baumbestand in den kommenden Jahren entwickeln wird? Ob hier demnächst ein Laubmischwald entsteht? Welche Pflanzen sich langfristig auf dem Welterbe durchsetzen werden? Oliver Balke weiß es selbst noch nicht genau und bleibt gespannt. Der Grünspecht macht sich nichts draus und klopft weiter.