art education nature ausstellung barrierefrei bike close-circle facebook family fuehrung gastro greentour kokerei konzert legal mail-circle map money play plus-circle schlaegel shop special tanz-buehne ticket-circle traffic x vortrag whatsapp workshop zeche zeit chevron-down chevron-left chevron-right chevron-up sort calendar close download external-link group index info language list mail menu newrelease pdf place plus search send share slides ticket time triangle-down triangle-up warning-circle warning-triangle zoom-in night photo pinterest vimeo youtube instagram
Besuch planen
Besuch planen
Erleben
Erleben
Eventlocations
Eventlocations
Über Zollverein
Über Zollverein
scroll

Von Kohle, Koks und harter Arbeit

Neue Vermittlungsstationen

Hier muss es heiß gewesen sein!

Auf dem Denkmalpfad Kokerei werden Arbeitsprozesse und -bedingungen der Kokerei Zollverein im Rahmen von Gruppenführungen erfahrbar. Zwei neue Vermittlungsstationen widmen sich der Verkokung selbst und den dabei anfallenden Nebenprodukten.

Lange war das riesige Areal rund um Zeche und Kokerei Zollverein für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, eine „verbotene Stadt“. Heute ist das Welterbe längst Besuchermagnet. Nun geht die Stiftung Zollverein den nächsten Schritt: „Mit den beiden neuen Stationen des Denkmalpfades Kokerei öffnen wir den Weg bis hinein in die Koksöfen, die zu Betriebszeiten der Kokerei nur im absoluten Ausnahmefall betreten werden konnten“, berichtet Prof. Heinrich Theodor Grütter, Mitglied des Vorstandes der Stiftung Zollverein. Ausnahmefall hieß: bei Reparaturbedarf. Dann nämlich wurde in die jeweilige Ofenkammer, in der bei etwa 1.100 Grad Celsius der Verkokungsprozess stattfand, ein Hitzeschild eingeschoben. Er reduzierte die Temperaturen auf ein erträgliches Maß, verkleinerte den ohnehin schmalen Ofeninnenraum aber noch weiter.

Mit ebenso einfachen wie beeindruckenden Mitteln wird deutlich: Hier muss es heiß gewesen sein!

An der Reparaturstelle wurde eine Klappe im Hitzeschild geöffnet, durch die die volle Temperatur ausstrahlte. Ein Arbeiter konnte den Raum daher nur mit spezieller Schutzkleidung betreten. Für wenige Sekunden, ehe er mit dem nächsten Arbeiter tauschte. Ein längerer Aufenthalt war unmöglich. Stolpern konnte den Tod bedeuten. Die lebensgefährlichen Umstände des Reparaturvorgangs sind einer der Aspekte, die den Besucherinnen und Besuchern an der neuen Vermittlungsstation „Verkokung“ im Rahmen der Führungen entlang des Denkmalpfades verdeutlicht werden.

Europaweit einzigartig
„Zollverein ist die einzige im Original erhaltene Kokerei, die musealisiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird“, sagt Prof. Heinrich Theodor Grütter. Ein europa- wenn nicht gar weltweit einzigartiges Experiment mit großen Herausforderungen, fanden die technischen Abläufe und insbesondere der Verkokungsprozess selbst doch mehr oder weniger unsichtbar statt. Sie zu vermitteln erfordert Erfindergeist. Zumal auch diejenigen Elemente der Verkokung, die früher wahrnehmbar waren, heute nicht mehr vorhanden sind: Feuer, Glut, Dampf und der berühmte Gestank nach „faulen Eiern“. Wie also macht man erlebbar, was immer schon unsichtbar war oder aber spätestens durch die Stilllegung des Kokereibetriebs nicht mehr zu sehen, zu riechen, zu spüren ist? Durch mediale Präsentation, realisiert gemeinsam mit dem Gestaltungsbüro jangled nerves, das schon das Ruhr Museum, das Besucherzentrum und den Denkmalpfad Zeche gestaltet hat. So ist an der Station „Verkokung“ glühender Koks in verschiedenen Garzuständen via integrierten Screens zu sehen. Eine animierte Stehle zeigt alle Garzustände im Zeitraffer. Deckenstrahler erzeugen Wärme. Schon die Andeutung von Wärme und Licht reicht aus, um das Gefühl zu bekommen: Hier muss es heiß gewesen sein. Dazu die sichtbare Enge der Ofenkammern. Die harten Arbeitsbedingungen werden mehr als deutlich. So machen ebenso einfache wie beeindruckende visuelle Mittel die technischen Prozesse sichtbar.

Beginn der modernen Welt
Doch der Denkmalpfad bleibt nicht auf die technischen Vorgänge beschränkt. Weitere Stationen beleuchten die sozialen und ökonomischen Hintergründe. Die bereits im letzten Jahr eröffnete Station „Arbeit und Leben“ etwa. Oder die zweite jüngst hinzugekommene Station „Nebenprodukte“, die die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Kokereiwesens eindrücklich deutlich macht. „Unsere gesamte moderne Welt ist darauf basierend entstanden“, sagt Prof. Theodor Heinrich Grütter. Eine Aussage, an der kein Zweifel bleibt, steht man erst einmal in dem in die Kokereianlage integrierten Kubus, der diese Station beherbergt. Denn hier geht es um die Nebenprodukte, die aus dem im Verkokungsprozess freigesetzten Rohgas gewonnen wurden. Darunter Teer, Benzol, Ammoniak, zu denen das Rohgas auf der sogenannten weißen Seite der Kokerei unmittelbar weiterverarbeitet wurde und die wiederum den Grundstein für die chemische Industrie legten. Circa 3.000 Nebenprodukte wurden von der weiterverarbeitenden Industrie aus diesen Rohstoffen hergestellt. Sämtliche chemischen Farbstoffe etwa konnten aus dem Teer extrahiert werden. Eine bedeutende Wende: Hatte man Farbstoffe doch zuvor aufwändig aus pflanzlichen und tierischen Quellen gewinnen müssen.

In der Station „Nebenprodukte“ erfahren Besucherinnen und Besucher unter anderem, welche Konsumgüter auf die Weiterverwertung von Rohgas zurückgehen.

Aus der Vogelperspektive
Für einen ausführlichen Abstecher von der schwarzen zur sogenannten weißen Seite der Kokerei, wo das Rohgas weiterverarbeitet wurde, müssen Besucherinnen und Besucher den Quader, realisiert von den Architekten NIU aus Dortmund, nicht einmal verlassen. Per Drohnenflugvideo wird ein Areal erkundet, dessen Begehung sonst Stunden bräuchte. Aus der Vogelperspektive kann man hier die Wege nachvollziehen, die Gas und daraus gewonnene Nebenprodukte auf Zollverein genommen haben, ehe sie von der verarbeiten den Industrie weiter genutzt werden konnten. Eine Wand des Kubus zeigt exemplarisch, welche Vielfalt an Konsumgütern auf die Nebenprodukte der Verkokung zurückgeht – eine „wall of fame“ der Koksindustrie quasi. Eine Packung Waschmittel ist dort zu sehen, Tüten mit Brausepulver, Reifen. Keines dieser Produkte hätte es ohne Kokerei gegeben. Ebenso das eine oder andere Medikament. „Aber wer denkt, wenn er sein Aspirin einnimmt, schon an eine Kokerei?“, sagt Dr. Anneliese Rauhut. „Auch deshalb ist uns die Vermittlung im Rahmen des Denkmalpfades so wichtig.“ Die Vorstandsvorsitzende der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein ist dem Welterbe in besonderer Weise verbunden: „Ich bin in unmittelbarer Nachbarschaft der Kokerei aufgewachsen und erinnere mich gut daran, dass ich als Kind nur davon träumen konnte, die verbotene Stadt Zollverein zu betreten.“ Dafür trägt sie mit ihrem Engagement heute maßgeblich dazu bei, eben jene verbotene Stadt zugänglich zu machen. Der Förderverein unterstützt die Realisierung des Denkmalpfads selbst finanziell, zeichnet vor allem aber auch verantwortlich für die Anträge bei der NRW-Stiftung, die gemeinsam mit dem Landschaftsverband Rheinland und der RAG-Stiftung einen Löwenanteil der insgesamt knapp vier Millionen Euro beiträgt, die am Ende in die Umsetzung des gesamten Pfades mit all seinen Stationen geflossen sein werden. Hinzu kommen Mittel des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen zur Sanierung von Teilbereichen und dem Ausbau von Wegestrecken, ohne die der Denkmalpfad nicht realisierbar wäre.

Keine romantische Verklärung
Bis 2025 soll der Pfad komplett fertiggestellt sein. Dann wird es auch eine Station geben, die sich mit den ökologischen Aspekten der Verkokung auseinandersetzt. Dazu gehören die ergriffenen Maßnahmen für den Umweltschutz, die im laufenden Betrieb der Kokerei vorgenommen wurden, genauso wie die Umweltzerstörung. Denn der Denkmalpfad verklärt die Geschichte des Welterbes Zollverein nicht romantisch. Er zeigt den industriellen Fortschritt. Mit all seinen Schattenseiten.

Halbzeit im Denkmalpfad Kokerei
Die ersten fünf Stationen des Denkmalpfades Kokerei sind in den vergangenen drei Jahren sukzessive umgesetzt worden: „Löschen“, „Drücken“, „Verkokung“, „Arbeit und Leben“ sowie „Nebenprodukte“.

Im September 2025 wird das Projekt mit fünf weiteren Stationen zu den Themen „Umweltbelastungen und Umweltschutz“, „Abkühlen“, „Übergabe der Kokskohle“, „Beheizung“, „Fuchs und Kamin“ finalisiert.

Die Stationen können im Rahmen der Führung „Von Kohle, Koks und harter Arbeit“ besucht werden.

Kontakt

Industriedenkmal

Zollverein-Führungen

Zeche und Kokerei

Zollverein erleben

Zollverein für Familien & Kinder

Wie gemacht für kleine und große Entdecker