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Norbert Enker © Undine Rüschendorf scroll

Norbert Enker

Alte Zeche - Junge Leute

Vergangenheit erscheint in der Erinnerung in einem verklär­ten Licht

Norbert Enker verfügt über ein breit gefächertes Themenspektrum sowie eine Beobachtungsgabe, die seine Fotografien zu präzisen Momentaufnahmen machen. Im Vordergrund seiner Arbeiten stehen häufig Menschen in ihrem Umfeld, das für den Fotografen eine besondere Rolle spielt und bewusst mit einbezogen wird.

Dabei vereint Norbert Enker eine respektvolle und Vertrauen schaffende Nähe zu den Porträtierten mit einer professionellen und analy­tischen Distanz. Auch Fotoreportagen, Landschafts-­ und Architekturfotografien gehören zu seinen Arbeitsfeldern, die ihn in ferne Länder führen, manchmal aber auch vor der eigenen Haustür beginnen.

In den 1980er Jahren fotografierte Enker Menschen und Orte im Ruhrgebiet. Die dabei entstandenen Serien mit Farbfotografien von Jugendlichen und Schwarzweißfotografien zur Zeche Langenbrahm sind zwar sehr unterschied­lich, spiegeln jedoch die gleiche fotografische Herangehensweise wider.

Beide Arbeiten entstanden noch während Norbert Enkers Studiums der Foto­grafie an der Gesamthochschule Essen, der heutigen Folkwang Universität der Künste, gleichsam vor der eigenen Haustür und – im Vergleich zu seiner ländlich geprägten Heimatstadt Damme – in einer Großstadt und Industrie­region.

Die Arbeit „MENSCHENBILDER – Porträts von Jugendlichen aus Essen“ resul­tierte aus einer Semesterarbeit über Jugendhäuser und entwickelte sich schließlich zu einem Porträt der Jugend der 1980er Jahre. Die Fotografierten
werden darin in ihren Wohnräumen inszeniert bzw. inszenieren sich selbst. Die so entstandenen Bilder geben viel über die jeweilige Persönlichkeit und das eigene Wohnumfeld preis, das sich oft kaum von dem ihrer Eltern unter­
scheidet. Den Porträts der jungen Menschen, die aus eher einkommensarmen Familien kamen, folgten schließlich Porträts aus dem eigenen eher privilegierten Freundes­ und Bekanntenkreis.

Norbert Enker war zu Beginn der Arbeit ge­rade einmal 26 Jahre alt und damit kaum älter als seine Protagonist:innen. Ausgehend von dem Hochschulprojekt „Ortserkundung Ruhrgebiet“ unter Leitung des Essener Journalisten und Künstlers Thomas Rother, begann Norbert Enker wenig später, die bereits 1966 stillgelegte Zeche Langenbrahm in Essen­ Rüttenscheid zu fotografieren. In den Jahren 1982–1986 dokumentierte er, fasziniert von den historischen Gebäuden und ihrem Verfall, die Neu­ und Um­nutzungen in ein Gewerbegebiet.

Norbert Enker, geboren 1956, studierte Fotografie in Essen und lebt inzwi­schen in Damme im Südoldenburger Land. Seit 1988 arbeitet er als freier Fotograf. Seit 1995 ist er Mitglied der laif Agentur für Photos & Reportagen
in Köln.

Vita Norbert Enker

Persönliche Daten
geboren 1956 in Damme, lebt und arbeitet in Damme

Ausbildung und Praxis
1977–79 Lehre als Fotograf
1979–88 Studium Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Universität GHS Essen
1988 Diplom, ­Abschluss als Kommunikationsdesigner
Seit 1989 freiberuflicher Fotograf und Bildjournalist
Seit 1995 Mitglied bei laif Agentur für Photos & Reportagen, Köln

Gruppenausstellungen (Auswahl)
1982 „Durchblicke“, Europäischer Fotopreis der Deutschen Leasing AG, Frankfurter Kunstverein
1989 „Kodak European Award“, Espace van Gogh, Arles
1997 „Aenne­Biermann­Preis“, Museum für Angewandte Kunst, Gera
2005 „Bilder der Forschung”, Deutsches Museum, München
2005 „Internationale Fototage Mannheim/Ludwigshafen“, Schwimmbad, Mannheim
2006 „Pixelprojekt_Ruhrgebiet Neuaufnahmen 2005/2006“, („Langenbrahm“), Wissen­schaftspark, Gelsenkirchen
2014 „7. LICHTER Filmfest Frankfurt International“, Kurzfilmwettbewerb Frankfurt
2021 „Vor Ort“, Kunstverein Kaponier Vechta e. V.
2022 „40 Jahre laif“, Museum für Angewandte Kunst, Köln
2023 „Mythos und Moderne. Fußball im Ruhrgebiet“, Ruhr Museum, Essen

Einzelausstellungen (Auswahl)
1986 „Das bringt keine Kohle mehr – Veränderung der ehemaligen Zeche Langenbrahm zu einem Gewerbegebiet“, Museumszentrum Essen (mit Barbara Herrmann)
1998 „Albanien“, laif Galerie, Köln
2001 „Albanien“, Altonaer Museum/Norddeutsches Landesmuseum (mit Gerard Saitner), Hamburg
2009 „Grenzfall“, Goethe­Institute in Ankara, Athen, Barcelona, Bordeaux, Brasilia, Brüssel, Chennai, Cordoba, Curitiba, Dhaka, Genua, La Paz, London, Lyon, Helsinki, Madrid, Mexiko, Montreal, Porto Alegre, Rabat, Riga, Salvador de Bahia, San Francisco, Santa Cruz, Sao Paulo, Sarajevo, Seoul, Singapur, Stockholm, Thessaloniki, Yaoundé, Zagreb
2009 „Grenzfall“, Aplanat­Galerie für Fotografie, Hamburg
2014 „Der deutsche Märchenwald“, Deutsches Märchenmuseum, Bad Oeynhausen
2019 „Grenzfall“, KunstHalle am Kulturbahnhof Cloppenburg
2022 „Blüten“, Leibers Scheune, Damme
2022 „MENSCHENBILDER_Porträts von Jugendlichen aus Essen (1982–1988) und Damme (2021)“, Leibers Scheune, Damme

Auszeichnungen
1986 Preis beim „Gestaltungswettbewerb Junges Handwerk NRW“
1989 1. Preis der Sparkasse Pforzheim „Fotografie als Kunst“
1989 1. Preis beim „Kodak European Award“, Deutschland
2004 1. Preis beim „Fuji Euro Press Photo Award“, Deutschland, Kategorie „Technik“
2005 Preis „Gesichter der Forschung“, FOCUS/VFA
2015 1. Platz beim „Dammer Kunstpreis“, Dammer Kunst­ und Kulturkreis

Sammlungen
Stiftung Ruhr Museum, Essen
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED­Diktatur, Berlin
Stiftung Insel Hombroich, Neuss
UAA Ungers Archiv für Architekturwissenschaft, Köln
Deutsches Historisches Museum, Berlin