Die neue Mitmachzeche im Denkmalpfad auf Zollverein Schacht 1/2/8 ist Bestandteil des Angebots für Kinder, Jugendliche und Familien. Besucherinnen und Besucher tauchen in die Welt des Bergbaus ein, werden dabei selbst aktiv und erfahren durch eigenes Mitwirken an 13 Stationen jede Menge Wissenswertes aus dem Themenfeld Kohle und Bergbau. Die Teilnehmergruppen werden bei ihrer Erkundungstour durch einen Gästeführer oder eine Gästeführerin begleitet und angeleitet. „Ziel der Mitmachzeche ist es, Kinder und Jugendliche spielerisch mit der Bergbaukultur in ihren verschiedenen Facetten vertraut zu machen und dabei Wissen über diese Epoche zu vermitteln“, fasst Thorsten Seifert, Leiter der Abteilung Standortvermittlung bei der Stiftung Zollverein, zusammen. Gemeinsam mit seinem Team hat er die Mitmachzeche auf Schacht 1/2/8 konzipiert und umgesetzt. Sie kann in einer von insgesamt fünf Führungen besucht werden, bei denen ganz bewusst auf den Gemeinschaftssinn gesetzt wird: Nur wenn alle im Team zusammenarbeiten, kann die jeweilige Aufgabe an der Station gemeistert werden. Neben dem aktiven Mitmachen wird das Erlebnis im Wagenumlauf von vielen weiteren pädagogischen Ideen getragen. Es gibt Stationen, an denen es auch mal laut und dreckig werden kann, und Schaukästen, die Einblicke in die Untertagewelt gewähren. Dabei erleben Zeitreisende auf anschauliche Weise, wie schwer die Arbeit auf Zollverein früher war.
Programm für die ganze Familie
Besucher unterschiedlicher Altersgruppen können die Mitmachzeche im Rahmen verschiedener Führungen erleben. Beim „Geheimnis der Zeche Zollverein“ gehen Kinder von sechs bis zwölf Jahren auf eine Schatzsuche und erhalten dabei eine Extraportion Bergbauinformation, zum Beispiel, wenn sie die Botschaften und Rätsel entschlüsseln, die Bergmann Willi Matuschek hinterlassen hat. Teamgeist und Köpfchen sind in der „Familienschicht“ gefragt: Kinder ab fünf Jahren finden gemeinsam mit ihren Eltern heraus, wie die Kohle abgebaut, gefördert und aufbereitet wird. So bauen sie selbst einen Stollen aus und packen zusammen mit an, wenn ein Förderwagen geleert werden muss. Ein echter Kumpel nimmt Kinder und Jugendliche von fünf bis 15 Jahren mit auf eine Tour durch „seinen“ Pütt: Bei der Führung „Mit dem Bergmann durch die Zeche“ erfahren die Kids, wie er und seine Kumpel früher gearbeitet haben, erleben hautnah in einem Förderkorb, wie sich eine richtige Seilfahrt anfühlt, schauen sich echte Grubenlampen an und lernen, dass im Bergbau Sicherheit immer an erster Stelle steht. Wie schwer die Arbeit im Bergbau ist, begreifen Mädchen und Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren mit allen Sinnen, denn bei der „Zechenschicht“ werden die Ärmel hochgekrempelt. Nach dem Ankleiden mit Bergmannsjacke und Helm bekommen die Kinder ihre Grubenmarke und dann geht es zu den verschiedenen Stationen: Abbau, Förderung, Sortieren und Klassieren. Dabei lernen die Mädchen und Jungen, wie wichtig im Bergbau neben handwerklichem Geschick auch der Teamgeist ist. Einen weiten Bogen schlägt die Führung „Was macht die Kohle in der Zeche?“. Von der Entstehung der Kohle bis zu ihrer Nutzung als Brennstoff erhalten Kinder und Jugendliche Einblicke in die gigantischen Prozesse der Kohleförderung und -verarbeitung. Dieses Angebot besteht in zwei Varianten: einmal für Kinder der Altersgruppe von sechs bis zwölf Jahren sowie für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren.
Neuer Denkmalpfad Kokerei
Ein weiteres neues Angebot erwartet Gäste auf der Kokerei Zollverein, wo ab Ende April 2020 die erste von insgesamt zehn Stationen des neuen Denkmalpfads Kokerei Teil der Führungen sein wird. Entlang der Koksofenbatterie entstehen dazu im Rahmen eines ganz neuen Erlebniskonzepts unter anderem quaderförmige Gebäude, in denen die komplexen Funktionsabläufe der Kokserzeugung durch Projektionen und Animationen vermittelt werden. Besucher können sich auf ungewohnte Einblicke freuen, wie Thorsten Seifert betont: „In einer bildgewaltigen Inszenierung bekommt man einen Eindruck von den gigantischen Produktionsabläufen auf der einstmals größten Kokerei Europas. Hitze, Dampf und ausgeklügelte technische Prozesse, aber auch Dreck, Gestank und harte Arbeit rund um die Uhr – wir lassen die seit 1993 stillgelegte Kokerei wieder aufleben.“ Im neuen Denkmalpfad Kokerei werden die Funktionen der riesigen Maschinen und die Arbeit der Koker sichtbar und begreifbar. Die erste Vermittlungsstation bietet Besuchern an einem über sieben Meter langen Modell einen Überblick über die sogenannte „schwarze Seite“ der Kokerei, auf der sich die Koksöfen befinden. „Der Clou: Aus dem Modell können einzelne Segmente herausgezogen werden. Sie bieten im Zusammenspiel mit Animationen einen Blick mitten in die wichtigsten Vorgänge rund um die Kokserzeugung“, erklärt der Leiter der Abteilung Standortvermittlung.
Weitere Stationen geplant
Das erste Gebäude des neuen Denkmalpfads Kokerei präsentiert sich schlicht und elegant von außen und beeindruckend von innen. Er wurde vom Architekturbüro New aus Köln konzipiert (siehe auch Interview auf Seite 10/11) und führt Besucher künftig durch den Löschturm Ost in die Löschgleishalle hinein. Genau an dieser Stelle standen zu Betriebszeiten die mit glühendem Koks beladenen Löschwagen. „Ein würdiger Ort als Auftakt und Einstieg in den neu entstehenden Denkmalpfad Kokerei“, so beschreibt Prof. Heinrich Theodor Grütter, Vorstandsmitglied der Stiftung Zollverein, die neue Station: „Diese Vermittlungsstation ist erst der Anfang. Für die kommenden Jahre sind weitere Abschnitte geplant, die nach und nach ausgebaut und ergänzt werden. Darin gehen wir näher auf Themen wie Umweltschutz, Arbeitsbedingungen oder einzelne Produktionsprozesse ein.“ Die folgenden Stationen werden auf die Instandsetzung der Bausubstanz abgestimmt. „Wir werden zunächst denkmalgerecht sanieren und im Anschluss daran die neuen Stationen bauen und einrichten“, ergänzt Gabriele Heidner, Leiterin der Standortentwicklung auf Zollverein. Die Gestaltung des Innenraums wird von dem Stuttgarter Büro jangled nerves realisiert, das in den zurückliegenden Jahren bereits die Medientechnik für das Ruhr Museum, das Portal der Industriekultur und den Denkmalpfad Zeche Zollverein entwickelt hat.
Gefördert wird die Station 1 des neuen Denkmalpfads Kokerei von der RAG-Stiftung, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege und der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein. Abgerundet wird die Station von den Fotografien von Karlheinz Jardner, Jochen Eckel und Peter Hullermann, deren Aufnahmen von der Kokerei im Betrieb die Arbeitsatmosphäre eingefangen haben. Karlheinz Jardner begleitete seinen Vater, der den Löschwagen fuhr, bei dessen Arbeitseinsätzen. Eindrucksvoll thematisieren Jardners Werke die Dimensionen zwischen Mensch und Maschine. Genau an der Stelle, an der sein Vater vor über 30 Jahren mit der Löschlok den brennenden Koks unter den Löschturm fuhr, aus dem dann riesige Wolken aufstiegen, verschaffen sich die Besucher heute einen Eindruck von der harten Arbeit der „Wolkenmacher“.