Es sind sehr unterschiedliche Stücke, die ab September im Ruhr Museum zu sehen sein werden: darunter ein Nachttopf, ein Stück Schlacke, eine große Luftmine, geschmolzene Glas und Schmuckreste, eine Schreibmaschine. Sie alle stammen aus den letzten 250 Jahren. Einem Zeitraum, der der politischen und ökonomischen Moderne entspricht, dem jüngsten Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Und sie alle sind archäologische Funde. „Vor vielleicht 30 Jahren hätte die Archäologie sich für Funde aus dieser Zeit noch gar nicht interessiert“, erklärt Dr. Patrick Jung, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator am Ruhr Museum. „Erst in jüngerer Zeit erkennt man ihren kulturellen Wert.“ Und nur diesem Bewusstseinswandel ist es zu verdanken, dass die Funde, die meist bei Bau- und Sanierungsarbeiten zutage kommen, nicht einfach entsorgt werden.
Wichtiges Stück Zeitgeschichte
Überwiegend im Rahmen der Bodendenkmalpflege werden solche Funde geborgen und gezielt ausgewertet. Als Zeugnisse, die Auskunft darüber geben, wie Menschen in der Rhein-Ruhr-Region gelebt und gearbeitet haben. „Anhand des Schlackestücks etwa lässt sich nachvollziehen, bei welchen Temperaturen in der St. Antony-Hütte, der ältesten Hütte des Ruhrgebiets, Eisen verhüttet wurde“, berichtet Dr. Jung. „Der Nachttopf verweist auf die Lebensumstände in einem Zwangsarbeiterlager in Essen. Die geschmolzenen Glas- und Schmuckstücke stammen aus der Reichspogromnacht.“ Hinter jedem Stück steckt eine Geschichte, die in der Ausstellung nachgelesen werden kann. Gemeinsam erzählen die Exponate ein wichtiges Stück Zeitgeschichte – von der Industrialisierung über den Zweiten Weltkrieg bis hin zum in den 1950er-Jahren einsetzenden Strukturwandel.