Essen. Wie muss es sich anfühlen, herauszufinden, dass der eigene Vater ein Attentäter war? Es ist eine wahre Geschichte – und es ist ihre eigene Familiengeschichte, über die Dr. Traudl Bünger in ihrem Buch „Eisernes Schweigen“ geschrieben hat. Sie kannte ihren Vater als einen fürsorglichen Mann und doch umgab ihn immer ein Geheimnis, über das er niemals sprach. Nach seinem plötzlichen Tod beginnt sie, die Rätsel rund um ihren Vater aufzulösen. Für ihre Recherche blickt Traudl Bünger tief in die Abgründe ihrer Familiengeschichte und in die Geschichte der Bundesrepublik. Auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein nimmt sie das Publikum am Dienstag, 19. November 2024, mit auf eine Zeitreise, die in den frühen Sechzigerjahren beginnt.
Es ist die große Frage nach dem Warum, der Traudl Bünger auf der Spur ist. Deutschland ist frisch durch die Mauer geteilt, Bundeskanzler Konrad Adenauer will die BRD als verlässlichen internationalen Partner etablieren. Da flammt ein Konflikt auf, der die junge BRD emotionalisiert und in dem auch Traudl Büngers Vater tatkräftig mitmischt. Im Herbst 1962 fährt er mit Gesinnungsgenossen nach Italien. Ziel der Mission: Völkerrechtsverletzungen an „Volksdeutschen“ in Südtirol brandmarken. Das Mittel: Sprengstoff. Das Ergebnis: Ein Toter und zahlreiche Verletzte. Was hat ihren Vater im Alter von 27 Jahren zu dieser Tat verleitet? Was für ein Mensch war er? Traudl Büngers Recherchen führen sie in zahlreiche Archive und in drei Länder. Sie beginnt, mit Angehörigen über das damalige Geschehen zu sprechen. Dabei blickt sie mit den Besucherinnen und Besuchern nicht nur auf ihre Familiengeschichte; sie taucht auch tief in die Historie der Bundesrepublik, des Kalten Krieges und seiner Propagandaschlachten ein – und diskutiert mit dem Publikum, was wir heute daraus lernen können.
Veranstaltung: Traudl Bünger: Eisernes Schweigen
Zeit: Dienstag, 19. November 2024, 19:00 – 20:30 Uhr
Ort: Halle 6, UNESCO-Welterbe Zollverein
Eintritt: Pay-what-you-want (nach eigenem Ermessen)
Projektförderer: Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein e.V.