Essen. Beinahe auf den Tag genau 30 Jahre, nachdem die letzte Steinkohle auf der Zollverein-Kokerei zu Koks veredelt wurde, stellt die Stiftung Zollverein zwei neue Vermittlungsstationen vor, die anschaulich zeigen, wie die einst größte Zentralkokerei Europas gearbeitet hat. Die neue Station 4 („Nebenprodukte“) nimmt die Gewinnung von chemischen Nebenprodukten aus dem Kokereigas und die Vielzahl der daraus hergestellten Alltagsprodukte in den Fokus. In der Station 5 („Verkokung“) können Besucherinnen und Besucher künftig inmitten der original erhaltenen Ofenkammern die verschiedenen Stadien des Verkokungsprozesses kennenlernen. Dabei kommt moderne Ausstellungstechnik der Agentur jangles nerves zum Einsatz; so werden einige Ofenkammern etwa mittels Licht- und Wärmetechnik virtuell zum Glühen gebracht.
Bereits zum dritten Mal seit 2020 kann die Stiftung Zollverein der Öffentlichkeit neue Angebote im Bereich des Denkmalpfads Kokerei Zollverein vorstellen. Die Stationen können während einer Zollverein-Führung besichtigt werden. Prof. Heinrich Theodor Grütter, Mitglied des Vorstandes der Stiftung Zollverein, betont die Einzigartigkeit des Projekts: „Zollverein ist nicht nur die einzige Kokerei mit Welterbe-Status. Es ist auch die einzige im Original erhaltene Kokerei, die musealisiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Dabei sind wir in der Lage, unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen und unseren Gästen bis ins kleinste Detail anschaulich zu erklären, wie eine Kokerei funktionierte. Damit vermitteln wir deutlich mehr als Grundkenntnisse.“ Grütter dankt ferner den Projektförderern.
Wie bereits die ersten Stationen „Löschen“ (1), „Arbeit und Leben“ (2) und „Drücken“ (3) ist der Ausbau der neuen Elemente mit der großzügigen Unterstützung der RAG-Stiftung, der NRW-Stiftung, der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein, die die entsprechenden Anträge gestellt haben, und durch die Regionale Kulturförderung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) ermöglicht worden. Bis 2025 sollen insgesamt zehn Vermittlungsstationen auf der Kokerei entstehen, die im Rahmen von Führungen die hochkomplexen Vorgänge erläutern. Unter den geschulten Gästeführerinnen und Gästeführern sind fünf ehemalige Koker, die neben der modernen Vermittlungstechnik natürlich ihre eigenen Erlebnisse in die Führungen einfließen lassen. Die Stiftung Zollverein bietet täglich zweistündige Führungen über die Kokerei an, sie kosten 15 Euro (ermäßigt 12 Euro, Familientarife sind verfügbar). Wer eine individuelle (Gruppen-) Führung buchen möchte, nimmt Kontakt auf unter besucherdienst@zollverein.de oder Tel. 0201 246810.
ZITATE:
- Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung
„Die RAG-Stiftung tritt dafür ein, dass unsere Bergbaugeschichte nicht in Vergessenheit gerät. Wir möchten insbesondere der jungen Generation, die den Bergbau nur noch aus Geschichtsbüchern kennt, Wissen darüber vermitteln. Die bereits bestehenden sowie die neuen Erlebnisstationen auf Zollverein kann man mit allen Sinnen erfahren. Sie zahlen so auf unsere Ziele, Bergbauwissen zu erhalten und zugleich Bildung zu fördern, ein.“
- Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, Vorstandsmitglied der NRW-Stiftung:
„Mit dem Denkmalpfad erwacht eine gigantische Maschine virtuell wieder zum Leben. Die Besucherinnen und Besucher erleben an nunmehr fünf Stationen die einzelnen Arbeitsschritte hautnah mit. Die Geschichte des Standorts erleb- und erfahrbar zu machen – dieses Anliegen unterstützt die NRW-Stiftung mit ihrer Förderung gern.“
- Guido Kohlenbach, LVR-Dezernat für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege
„Der LVR setzt sich für die Bewahrung und Vermittlung des materiellen wie immateriellen Kulturerbes des Rheinlands ein. Der Denkmalpfad Kokerei auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein ist ein weiteres überzeugendes Beispiel für die Vermittlung des industriekulturellen Erbes, um die herausfordernde Lebens- und Arbeitswelt wie die darauf fußenden zahlreichen Errungenschaften anschaulich zu präsentieren. Mit unserer Förderung haben wir dieses überzeugende Engagement gern unterstützt.“
- Dr. Anneliese Rauhut, Vorstandsvorsitzende der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein
„Als Förderverein sind wir stolz, dass wir erneut einen so entscheidenden Beitrag zum weiteren Ausbau des Denkmalpfads auf der Kokerei leisten konnten. Die Erinnerung an den Bergbau und konkret die vielschichtige Arbeit auf einer Kokerei so detailgetreu lebendig halten zu können, ist sicher einzigartig in Europa. ‚Keine Zukunft ohne Herkunft‘ – das ist die Chance in der Vermittlung eines Denkmals und der damit verbundenen Verpflichtung zur Teilhabe aller Menschen.“
Aktuelle Führungstermine:
Von Kohle Koks und harter Arbeit
Mo-Fr, 11:30 und 14:30 Uhr
Sa, So, NRW-Feier- und Brückentage, 11:30 Uhr, 13:30 Uhr, 14:30 Uhr, 15:30 Uhr