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Über Zollverein
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Bewahren und gestalten

Bauen im Bestand

Große Herausforderungen mit spannenden Ergebnissen

Die Umnutzung des UNESCO-Welterbes für kulturelle Angebote und Dienstleistungen stellt die Stiftung Zollverein immer wieder vor große Herausforderungen – mit spannenden Ergebnissen.

Auf Zollverein wird eigentlich immer irgendwo gerade gebaut. Schon allein, um die Gebäude denkmalgeschützt zu erhalten. Mal wird ein Dach saniert, mal einer der riesigen Kokereischornsteine abgebaut und Stein für Stein wieder hochgezogen. Die vielleicht größte Herausforderung ergibt sich durch die Umnutzung der Gebäude: „Wie bei vielen industriekulturellen Standorten gilt es, ein Objekt, das für einen ganz anderen Zweck gebaut wurde, nicht nur zu erhalten, sondern neuen Nutzungen zuzuführen“, erklärt Sebastian Scholz, auf Zollverein verantwortlich für die Bauprojekte. In der Kohlenwäsche etwa, wo einst Kohle sortiert und vom Gestein getrennt wurde, befindet sich heute das Ruhr Museum, das gänzlich andere klimatische Anforderungen an die Räume stellt.

Beispiel Rolltreppe
Immer wieder werden Bauelemente ergänzt. Die Kunst dabei: Sie dürfen den Charakter des UNESCO-Welterbes nicht wesentlich verändern, aber auch nicht so wirken, als ob sie zur ursprünglichen Bausubstanz gehören, also: sich deutlich abheben, aber auch wieder nicht zu sehr. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist die Ergänzung der Kohlenwäsche um die orange-illuminierte Rolltreppe, die hinauf zum Besucherzentrum führt. Einen der Umnutzung als Museum angemessenen Eingang hatte die Kohlenwäsche bis dahin nicht. Die Rolltreppe fügt sich harmonisch ins Gebäudeensemble mit den umgebenden Bandbrücken ein, hebt sich aber zugleich deutlich genug ab, um den Gästen auf Zollverein zu signalisieren: Teil der Originalausstattung ist sie nicht.

Beispiel Denkmalpfad Kokerei
Ein weiteres Beispiel sind die baulichen Ergänzungen im Zuge der Gestaltung des Denkmalpfades Kokerei. Für die Stationen „Löschen“ und „Nebenprodukte“ mussten Räume entwickelt werden. Das Kölner Architekturbüro NEW gewann den entsprechenden Wettbewerb: Zwei schwarz-weiße Kuben ergänzen nun den Gebäudebestand. „Eine Schicht, die sich dezent in das Großexponat Kokerei einfügt und doch deutlich zeigt: Hier findet eine neue Bedeutungsebene statt, ein museales Angebot“, so Fritz Keuthen vom Architekturbüro NEW.

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Gestaltungsgrundsätze aufgegriffen
Er und sein Kollege Michael Weichler haben sich dafür an der Formsprache der Kokerei orientiert. Die Kuben greifen die strenge Rechtwinkligkeit ihrer Architektur auf, die Seitenwände wiederum haben Fugen, deren Abstand dem Rhythmus der Ofenbatterien entsprechen. „Kaum jemand wird diese Elemente bewusst wahrnehmen“, sagt Keuthen, „aber die Leute spüren: Das passt zueinander.“ Auch in Material und Farbigkeit nehmen Keuthen und Weichler Bezug auf die Kokerei. Stahl und Glas herrschen als Material vor. Die Farben Schwarz und Weiß greifen die Dualität der Kokerei gestalterisch auf: die schwarze Seite, wo aus Kohle Koks hergestellt wurde, und die weiße Seite, auf der man aus Kokereigas chemische Nebenprodukte gewann.

Viel Fingerspitzengefühl
Keuthen ist sich der großen Herausforderung an seine Arbeit mehr als bewusst: „Mit wenig Architektur kann man hier sehr viel kaputt machen.“ Fingerspitzengefühl ist gefragt. Nicht nur in der ästhetischen Gestaltung. Stehen sich doch die Anforderungen des Denkmalschutzes und diejenigen an Sicherheit, Brandschutz, Klimatechnik, Barrierefreiheit oft diametral gegenüber. Da müssen kreative Lösungen her. So wurde der Kubus für die Station „Löschen“ beispielsweise auf ein Löschgleis aufgesetzt, um auf eigene Fundamente zu verzichten.

Weltweit einmalig
Eine der nächsten großen Herausforderungen wird ein Schutzdach sein, das die Koksofenbatterie vor Witterung schützt. Wurde das Koksofenensemble doch so konzipiert, dass es nie ganz herunterkühlte. Da verdunstete jeder Regentropfen schnell. Durch die Stilllegung hat sich das geändert. Für Planung und Umsetzung dieses Dachs werden wieder kreative Ideen nötig sein, im engen Austausch von Architektinnen und Architekten, der Stiftung Zollverein, dem Bauamt und dem Denkmalschutz. Auch hier ist auf Zollverein Pionierarbeit zu leisten, denn, so Sebastian Scholz: „Dieser Umgang zum Erhalt einer Koksofenbatterie ist ein weltweit einzigartiges Projekt.“