art education nature ausstellung barrierefrei bike close-circle facebook family fuehrung gastro greentour kokerei konzert legal mail-circle map money play plus-circle schlaegel shop special tanz-buehne ticket-circle traffic x vortrag whatsapp workshop zeche zeit chevron-down chevron-left chevron-right chevron-up sort calendar close download external-link group index info language list mail menu newrelease pdf place plus search send share slides ticket time triangle-down triangle-up warning-circle warning-triangle zoom-in night photo pinterest vimeo youtube instagram
Besuch planen
Besuch planen
Erleben
Erleben
Eventlocations
Eventlocations
Über Zollverein
Über Zollverein
scroll

Im Dialog mit dem Denkmal

Gespräch mit Friedrich Keuthen und Michael Weichler

Denkmalpfad Kokerei Zollverein

Friedrich Keuthen und Michael Weichler vom Architekturbüro New aus Köln konzipieren im Auftrag der Stiftung Zollverein die Ausstellungsquader des neuen Denkmalpfads Kokerei Zollverein. Die erste Station ist nun fertig und führt Besucher künftig durch den Löschturm Ost in die Löschgleishalle. Im Gespräch berichten die Architekten von einer spannenden Aufgabe auf dem UNESCO-Welterbe.

Was sind die besonderen Herausforderungen, wenn man in einem Denkmal baut?
Michael Weichler: Das Denkmal gibt uns einen gewissen Rahmen vor. Das ist eine Herausforderung und kann auch mal anstrengend werden, hat aber gleichzeitig auch unglaublich viel zu bieten.

Friedrich Keuthen: Wenn man im Denkmal baut, wird man mit einer Fülle von Kontext auf unterschiedlichsten Ebenen konfrontiert. Das Denkmal darf nicht verändert werden, aber es müssen neue Räume entstehen, die sich in die Kulisse einfügen. Das ist immer eine Gratwanderung. Als Architekt steht man im Dialog mit dem Denkmal. Man hat einerseits den Auftrag, sich stark zurückzuhalten. Andererseits handelt es sich um eine touristische Attraktion, die ihre Strahlkraft entfalten soll. Wir bewegen uns also im Spannungsfeld zwischen Zurückhaltung und Attraktion, wenn wir eine neue Informationsschicht hinzufügen.

Bevor Sie mit Ihrer Arbeit beginnen können, wird erstmal saniert. Macht das Ihre Arbeit schwieriger oder leichter?
Friedrich Keuthen: Die Sanierung sorgt dafür, dass das Projekt eine große Laufzeit bekommt. Für die Sanierung der Kokerei sind zum jetzigen Zeitpunkt fünf bis zehn Jahre angesetzt. Aus diesem Grund lässt sich der Ausbau des Denkmalpfads auf der Kokerei auch nicht in einem Rutsch, sondern nur häppchenweise realisieren. Das bringt eine gewisse Unregelmäßigkeit ins Projekt. Aber es gibt auch Vorteile: Wir profitieren von den Erfahrungen, die wir beim Bau jedes einzelnen Kubus machen. Die Abläufe werden mit der Zeit immer besser werden und man wird im Betrieb auch sehen, was didaktisch gut funktioniert.

Michael Weichler: Mit Blick auf einen Zehn-Jahres-Horizont wird sich hier viel tun. Das Projekt und die Parameter werden sich verändern. Für uns wird die Aufgabe auch darin bestehen, nicht das große Ganze aus dem Blick zu verlieren.

Welche besonderen Anforderungen mit Blick auf Sicherheit und Barrierefreiheit müssen Sie beachten?
Michael Weichler: Das Gelände muss so weit wie möglich barriere- und risikofrei begehbar sein. Auch hier kommt natürlich der Aspekt „Denkmal“ ins Spiel, der die Aufgabe nicht nur erschweren, sondern auch ein wenig erleichtern kann. Es handelt sich hier schließlich nicht um einen Neubau, den man beliebig formen kann. Wir müssen im Einzelfall abwägen und realisieren, was möglich ist.

Friedrich Keuthen: Bei Barrierefreiheit denken viele direkt an Rollstuhlfahrer. Im konkreten Fall geht es darum, dass Menschen, die früher auf der Kokerei gearbeitet haben und heute aufgrund ihres Alters vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß sind, den Denkmalpfad trotzdem besuchen können. Aufgrund der Originalsubstanz sind einfach nicht alle Bereiche barrierefrei erreichbar, aber wir versuchen, die Kokerei so weit wie möglich für jeden erfahrbar zu machen. Die Station 1, die jetzt eröffnet wird, kann auch von Rollstuhlfahrern über eine Rampe angefahren werden. Langfristiges Ziel ist es, wesentliche Bereiche der Kokerei für einen Großteil der Besucher bestmöglich zugänglich zu machen.

Was glauben Sie, warum haben Sie sich mit Ihrem Entwurf gegen die anderen Bewerber durchgesetzt?
Michael Weichler: Ich denke, wir konnten durch zwei Aspekte überzeugen: Wir haben in unserem Entwurf die Gestaltung der Bestandsanlage aufgegriffen und transformiert. Dabei bedienen wir uns einer zurückhaltenden und gradlinigen Architektursprache, die an den Charakter der Kokerei anknüpft. Die Vorschläge anderer Büros waren deutlich expressiver. Auf der zweiten Ebene geht es um die Frage der Materialität. Hier haben wir uns in der Welt bewegt, die Zollverein ausmacht, und uns für schwarze Stahlkonstruktionen mit lichtdurchlässigen, weißen Industrieglasfassaden entschieden. Die Farbgebung setzt sich dabei deutlich von den roten Stahlkonstruktionen des Denkmals ab und ist auch eine Anspielung auf die schwarze und weiße Seite der Kokerei.

Wie sieht es mit der Formgebung aus?
Friedrich Keuthen: Wichtig war uns, dass das Ganze einen modularen Charakter hat und dem Grundraster der Kokerei entspricht. So entstand eine Art Baukastensystem, das der Architektursprache von Zollverein folgt und für Wiedererkennbarkeit sorgt.

Zollverein ist ein großer Name. Was macht das mit Ihnen?
Friedrich Keuthen: Als Architekt kennt man Zollverein natürlich. Die Arbeit auf dem Welterbe ist für ein junges Architekturbüro wie uns eine sensationelle Aufgabe. Das Projekt ist natürlich eine Herausforderung, und es ist auch sehr spannend, diesen langwierigen Prozess zu begleiten. Als Büro werden wir an dieser Aufgabe wachsen.

Das Gespräch führte Heike Reinhold.